Die kulinarische Weltreise macht im Oktober Station in Jamaika. Die Küche dort vereint europäische, afrikanische und asiatische Einflüsse, trägt aber auch deutlich eigene Züge. Oft sind die Gerichte würzig und scharf, sehr häufig kommen Scotch Bonnets als sehr scharfe, aber auch fruchtige Chilis zum Einsatz. Die Küche der Rastafari mit ihren Ital (abgeleitet von vital) Speisen ist vegetarisch bis vegan, verwertet frische Biogemüse und -früchte und verzichtet auf verarbeitete Lebensmittel, Alkohol, Koffein und oft auch Salz, vor allem wenn es Zusätze wie etwa Jod enthält.
Als ersten jamaikanischen Beitrag stelle ich euch einen geschmorten Ochsenschwanz aus Motherland: A Jamaican Cookbook* von Melissa Thompson vor. Rinder brachten die Spanier ins Land, die guten Stücke blieben allerdings den Weißen vorbehalten. Für die Sklaven blieben nur die als minderwertig betrachteten Teile wie etwa der Ochsenschwanz. Mit viel Zeit und den richtigen Zutaten verwandelt sich aber auch der in ein absolut köstliches Essen.
Unser Hofmetzger hat praktisch immer Ochsenschwanz in Bio-Qualität vorrätig, deshalb habe ich ihn schon öfter nach Rezepten aus aller Welt zubereitet. Unten findet Ihr eine kleine Zusammenstellung.
Nach dem Anbraten von Ochsenschwanz und aromatisierenden Zutaten wird mit Wasser aufgegossen – ich habe noch einen Rest Bäckchenglace mit hineingeschmuggelt. Dann kann man das Gericht ziemlich lange sich selbst überlassen, etwa 3 1/2 -4 Stunden sollte man schon einplanen. In der letzten halben Stunde kommen dann noch Möhren und Butterbohnen mit in den Bräter. Weil ich es zum Essen angenehmer finde, habe ich vorher das Fleisch von Knochen und knorpeligen Teilen getrennt und dann wieder in die wunderbar aromatische Sauce gegeben.
Wir mögen es gerne scharf, deshalb habe ich die verwendete Habanero im Schmorgericht verkochen lassen. Wie schön, dass es noch reichlich leftovers gibt!
Von mir getestete Ochsenschwanzrezepte der internationalen Küche:
- Mole-Ochsenschwanz mit Brokkoli (brasilianisch-mexikanische Fusionküche)
- Mikila Ya Ngombe – Kongolesischer Ochsenschwanztopf mit Palmkohl (Kongo)
- Kare Kare – geschmorter Ochsenschwanz mit Röstgemüsen in Erdnusssauce (Philippinen)
- Ochsenschwanzsuppe mit Brotknödelchen – zuppa di coda di bue con gnocchetti di pane (Italien)
- Ochsenschwanz Römisch – Coda alla Vaccinara (Italien) von der alten Kochkistenseite – heute verwendet ich Rinderbrühe 😉
========== | REZKONV-Rezept – RezkonvSuite v1.4 |
Titel: | Geschmorter Ochsenschwanz aus Jamaika |
Kategorien: | Rind, Gemüse, Hülsenfrüchte, Jamaika |
Menge: | 4 Personen |
Zutaten
1 1/2 | kg | Ochsenschwanz; in Stücken | |
Öl; zum Anbraten | |||
H | RUB | ||
1 | Teel. | Meersalz | |
2 | Teel. | Frisch gemahlener Pfeffer | |
1 1/2 | Teel. | Piment gemahlen* | |
2 | Teel. | Zwiebelpulver | |
2 | Teel. | Knoblauchpulver | |
1/2 | Essl. | Gemüsebrühpulver** | |
H | SOWIE | ||
3 | Zwiebeln; gehackt | ||
4 | Frühlingszwiebeln; gehackt | ||
4 | Knoblauchzehen ; fein gehackt | ||
7 1/2 | cm | Frischer Ingwer; fein gehackt | |
6 | Thymianzweige | ||
1 | Scotch Bonnet (P: Habanero) | ||
400 | ml | Wasser (P: z.T. durch Bäckchenglace ersetzt) | |
1 | Essl. | Tomatenmark | |
1 | Essl. | Sojasauce | |
1 | Essl. | Worcestershiresauce oder Tamarindenextrakt | |
2 | Möhren; in Scheiben | ||
1 | Dose | (400 g) Butterbohnen; abgegossen | |
H | ZUM SERVIEREN | ||
Reis oder geröstete Brotfrucht |
Quelle
modifiziert nach | |
Melissa Thompson | |
Motherland: A Jamaican Cookbook |
Erfasst *RK* 18.10.2023 von | |
Petra Holzapfel |
Zubereitung
Thompson wäscht das rohe Fleisch zuerst mit einer Essig-Wasser-Mischung – darauf habe ich verzichtet.
Alle Zutaten für den Rub vermischen. Den Ochsenschwanz mit dem Rub einreiben (P: ich habe nicht alles davon verwendet).
Etwas Öl in einem schweren Bräter erhitzen und den Ochsenschwanz zuerst auf den fetten Stellen, dann von allen Seiten sehr kräftig anbraten, das dauert etwa 10 Minuten. Dabei brät etwas vom Rub am Boden an, das soll so sein und ergibt einen Teil des gewünschten Geschmacks.
Das Fleisch herausnehmen. Jetzt Zwiebeln, Frühlingszwiebeln, Knoblauch, Ingwer, Thymian und die ganze Scotch Bonnet (oder Teile davon, falls weniger Schärfe gewünscht wird) ins den Topf geben und unter Rühren etwa 10 Minuten anbraten, bis die Mischung anfängt, Farbe zu nehmen. Wer will, kann die Scotch Bonnet jederzeit entfernen (P: ich habe die Chili komplett verkochen lassen).
Das Fleisch wieder in den Topf geben und das Wasser zusammen mit Tomatenmark, Sojasauce und Worcestershiresauce zugießen. Alles zum Kochen bringen, dann die Temperatur reduzieren und mit aufgelegtem Deckel etwa 3 1/2 Stunden köcheln, bis das Fleisch sich leicht vom Knochen lösen lässt und das Fett sich oben absetzt. Je nach Fleischqualität kann es auch länger dauern.
Den Topf vom Herd nehmen und etwas stehen lassen, dann soviel Fett wie möglich von der Oberfläche abschöpfen. Die Thymianzweige entfernen und nochmal abschmecken. Ich habe jetzt das Fleisch von den Knochen gelöst und wieder in die Sauce gegeben.
Man kann das Gericht auch schon am Vortag zubereiten – in kaltem Zustand lässt sich das Fett leichter abheben.
Das Gericht mit Reis servieren.
Anmerkung Petra: scharf-würziges Gericht, fanden wir prima, gerade auch mit den Möhren und Butterbohnen.
*im Buch steht 1 1/2 El Piment: das kommt mir sehr viel vor – ich habe 1 1/2 Tl verwendet.
**im Buch 1 El all-purpose seasoning: ich habe das durch mein selbst gemachtes Gemüsebrühpulver ersetzt.
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Die Rezepte der Mitreisenden (die Liste wird im Laufe des Monats ergänzt):
Kathrina von Küchentraum & Purzelbaum mit Jamaikanischer Rumkuchen
Wilma von Pane-Bistecca mit Jamaikanisches Chili con Carne mit Kokosnussreis und gebratenen Bananen
Simone von zimtkringel mit Jamaican Dark Stout Punch
Regina von bistroglobal mit Jerkfish
Britta von Brittas Kochbuch mit Jamaikanische Jerk Gewürzmischung
Britta von Brittas Kochbuch mit Jerk Chicken
Friederike von Fliederbaum mit Bananenbrot
Wilma von Pane-Bistecca mit Jamaikanische Bananen-Ananas Salsa
Petra aka Cascabel von Chili und Ciabatta mit Jerk Butternut mit veganer Jerk Sauce sowie Rice & Peas
Susanne von magentratzerl mit Jamaikanisches Ochsenschwanzragout
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Guten Morgen, das sieht ja mal wieder Klasse aus! Aber eine Frage hab ich doch- was gabs als Beilage dazu? War die dann auch jamaikanisch? Oder “ Fusion“ mit Knödeln dazu?
Wie auf dem ersten Foto zu sehen und auch im Rezept erwähnt, gab es hier einfachen Reis dazu. Den speziellen Rice & Peas aus Jamaika stelle ich im nächsten Beitrag vor 🙂
Das klingt nach einem überaus schmackhaften Gericht.
Danke, war es tatsächlich!
Darf ich mich bei Dir zum Essen einladen? Ich mag ja Schmorgerichte, vor allem, wenn es jetzt langsam wieder kälter wird, wahnsinnig gerne, vor allem, wenn sie wieder aufgewärmt werden.
Liebe Grüße
Britta
Gerne, noch ist reichlich im Tiefkühler! Das freut einen immer für Tage, an denen es fürs Kochen knapp wird 🙂
Oh, ich liebe Ochsenschwanz – dein Schmortopf gefällt mir sehr gut. Bei mir wird es auch Ochsenschwanz geben – das Rezept ist aber ganz anders.
Super, da bin ich ja schon sehr gespannt!
Der Ochsenschwanz ist ein besonders prächtiges Stück, du hast Glück mit deinem Metzger!
Dein Schmorgericht mit dem Rub finde ich sehr toll, wird nachgeschmort :-))
Ich finde es ja immer wieder toll, wie sich dieses anfangs unattraktive und lange sehr feste Fleischstück schließlich doch noch in etwas Wunderbares verwandelt 🙂
Ochsenschwanz mag ich sehr, endlich mal ein richtig gutes Rezept, danke!
LG Wilma
Gerne geschehen!
Das finde ich ja ausgesprochen spannend! Bisher habe ich nur einmal in meinem Leben Ochsenschwanz gegessen und es war, sagen wir mal, eher eine mittelgute Erfahrung.
Ich hab die Vermutung, mit deinem Rezept kann ich diese Erfahrung wunderbar zum Besseren wenden. Das probiere ich gerne aus!