Lammkopfsuppe mit Reis, Gemüse und Zitronenei

Wer mir auf Instagram folgt, der bekam gestern ein Bild zu sehen, was zumindest mir bisher in deutschen Foodblogs noch nicht untergekommen ist: einen rohen Lammkopf.

Erstaunlicherweise gab es nur einen negativen Kommentar – ich hätte mit deutlich mehr Aufschreien gerechnet. Dafür gab’s sogar einige Likes und von der kundigen Hande einige Tipps für die Verarbeitung, danke :-))

Ich gestehe, ich selbst hätte nie einen Lammkopf gekauft, auch wenn ich für nose to tail cooking/eating einstehe und gerne weniger bekannte Stücke (beispielsweise Schweinefüße) und Innereien (wie etwa Hirn, Mägen, Herz) verwende. Aber als mein lieber Mann wieder einmal beim arabischen Metzger in München Merguez erstand, ging wohl die Neugier mit ihm durch und er ließ sich gleich zwei! Köpfe einpacken. Sofort kam die ungläubige Frage: sind Sie Deutscher? Als Helmut bejahte, meinte der gute Mann, er sei der erste Deutsche, der bei ihm Lammköpfe gekauft hätte.

Zu Hause hat Helmut dann aber wohl der Mut verlassen, denn er hat die Köpfe einvakuumiert und in der Tiefkühltruhe versenkt, wo ich immer mal wieder darüber gestolpert bin. Im Zuge der „die Tiefkühltruhe muss leerer werden“-Aktion habe ich dann versucht, mich durch Googeln schlauer zu machen. Sehr belustigt hat mich dieser Thread 🙂 In einer Chefkoch-Diskussion kam ein Vorschlag, der im Prinzip gut klang: „Einen Lammkopf in einem Topf Wasser mit Sellerie, Karotten, Frühlingszwiebeln, Knoblauch, Pfeffer und Salz so eineinhalb Stunden kochen. Danach den Kopf herausnehmen, das Fleisch ablösen und wieder in den Topf geben. Ein mit Zitronensaft verquirltes Ei zum Schluß hinzugeben“

Das gefiel mir, es erinnerte mich an die leckere Griechische Hühnersuppe – Kotosoupa avgolemono, die ich in Anlehnung an Sugarprincess Yushka nachgekocht hatte.

Zur Vorbereitung habe ich den Kopf 10 Minuten in kochendem Wasser blanchiert, dann 90 Minuten in frischem Salzwasser gekocht und anschließend das Fleisch abgefieselt. Wer keinen empfindlichen Magen hat und gucken mag, bittesehr: Fotocollage, vom rohen Kopf zum Fleisch.

Lammkopfsuppe

Aus viel frischem Gemüse, dem Lammfleisch, Lammbrühe und Reis habe ich dann eine Suppe gekocht und mit Zitronenei gebunden. Auch wenn ich das jetzt nicht jeden Tag machen möchte – geschmeckt hat es wirklich gut.

Und morgen gibt’s hier ein vegetarisches Gericht, versprochen!

========== REZKONV-Rezept – RezkonvSuite v1.4
Titel: Lammkopfsuppe mit Reis, Gemüse und Zitronenei
Kategorien: Suppe, Innereien, Lamm, Gemüse
Menge: 2 bis 3 Portionen

Zutaten

H KOPF
1 Lammkopf
Salz
1 Teel. Pfefferkörner
1 Lorbeerblatt
2 Zwiebeln; geschält, halbiert
Lauch; Reste der Lauchstange
H SUPPE
1-2 Essl. Olivenöl
1 Zwiebel; gehackt
1 Knoblauchzehe; fein gewürfelt
1 Bund Frühlingszwiebeln; in Ringen
1 mittl. Lauchstange; das Weiße und Hellgrüne; gewürfelt
150 Gramm Möhren; gewürfelt
100 Gramm Sellerie; gewürfelt
1 Ltr. Lammbrühe
90 Gramm Reis
1 Ei
1/2 Zitrone; Saft
Gehackte Petersilie; zum Bestreuen

Quelle

eigenes Rezept
Erfasst *RK* 19.11.2014 von
Petra Holzapfel

Zubereitung

Einen ausreichend großen Topf mit Wasser zum Kochen bringen. Den Lammkopf 10 Minuten blanchieren, dann den Topfinhalt ins Spülbecken gießen. Den Kopf mit kaltem Wasser abwaschen, den Topf säubern und wieder mit frischem Wasser aufsetzen, salzen, Zwiebeln, Lorbeerblatt, Lauchreste und die Pfefferkörner zugeben. Wenn das Wasser kocht, den Kopf hineinlegen und etwa 90 Minuten sanft köcheln lassen.

Den Kopf herausnehmen, etwas abkühlen lassen. Die Brühe durch ein mit einem Tuch ausgelegtes Sieb gießen. Alles Fleisch vom Kopf abfieseln, in Stücke schneiden. Die Zunge häuten und in Würfel schneiden. Den Kopf öffnen (Hackebeil), das Hirn entnehmen, putzen und kleinschneiden.

Das Olivenöl in einem Topf erhitzen, Zwiebeln und Knoblauch darin anschwitzen, dann die Gemüse zugeben und kurz mitschmoren. Mit Brühe aufgießen und zum Kochen bringen. Das Fleisch sowie den Reis zugeben und sanft garen, bis der Reis weich ist, abschmecken.

Ei und Zitrone verschlagen, die Suppe damit binden, nicht mehr kochen lassen.

Die Suppe mit gehackter Petersilie bestreuen und servieren.

Anmerkung Petra: möchte ich jetzt nicht täglich machen 😉 schmeckt aber gut.

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35 Antworten auf „Lammkopfsuppe mit Reis, Gemüse und Zitronenei“

  1. was mir noch dazu einfällt-analog lässt sich auch ein kalbskopf kochen. nimmt man von diesem dann die maske ab, kann man diese rollen und nach dem auskühlen hauchdünn aufschneiden. womit wir bei einem signature dish von hans haas im tantris wären, der das als vorspeise mit tomaten und basilikum
    serviert und die göttlich schmeckt.

  2. Ich würde jetzt keine Wetten drauf abschließen, aber irgendwo geistern noch die Fotos von unserem Foodcamp San Sebastián durchs Internet. Da müsste zumindest ein Lammkopf drauf sein. Aber normalerweise hat sowas in den lieblichen deutschen Foodblogs nichts zu suchen, da hast Du schon recht. Wir haben den Kopf übrigens im Ofen gebacken, mit noch ganz vielen anderen Fleischstücken zusammen.

  3. Was mich an einen Einkauf in München von vor vielen, vielen Jahren erinnert: wir haben Rindermasken gekauft, waren schon damals neugierig auf Unbekanntes. Zu Hause habe ich die dann geputzt (was für eine Arbeit…) und zu einem wirklich feinen Ragout verarbeitet. Das wanderte nach dem Kochen allerdings erst mal in die Tiefkühltruhe, verspeist habe ich es – dann allerdings mit Vergnügen – erst einige Zeit später 😉

  4. Der Lammkopf war mir auf Instagramm glatt entgangen…hab grade mal hinterhergeguckt. Es ist halt ein Teil vom toten Tier. Der Anblick erinnert einen eben dran, dass Tiere sterben, damit wir sie essen.
    Und die Suppe, die würde ich mögen. Ich habe nämlich eine große Schwäche für alles, was mit dieser Ei-Zitronen-Sauce gebunden wird 🙂

  5. Nose to tail – nach dem Kopf ist der Rest ja ein Kinderspiel 😉
    Ich gratuliere zum Mut, weiss aber nicht, wer den eigentlich hatte, die Köchin oder der Einkäufer 😉
    Liebe Grüsse aus Zürich,
    Andy

  6. Ha ha, hatte ganz vergessen, dass der Kopf auch bei mir, in meinem Blog, drin war. Aber irgendwo muss es auch ein Foto vom rohen Zustand geben. Ich finde es jetzt nur nicht. Aber es waren ja genug Blogger dabei…

  7. Wunderbar! Als Griechenlandfan und Reisende durch islamische Länder bin ich anscheinend abgehärtet. Wenn die Augen drin gewesen wären, hätte ich mich ein wenig schütteln müssen. Alles andere ist: „Einen Teller zu mir, bitte.“.

  8. Erinnert an „Die Asche meiner Mutter“ oder? Ich bin da ja wenig zart besaitet, aber so RICHTIG Lust hätte ich nicht zu der Aktion. Aber weil ich neugierig bin, muss ich doch mal fragen: wer hat die Augen entfernt, der Metzger oder Du?
    Liebe Grüsse Brigitte
    PS. Fair wäre es, wenn Du für den 2. Kopf nach einem Rezept für „Lammkopf vom Grill“ Ausschau halten würdest, oder? 😉

  9. Das ist schon mutig und für uns ungewöhnlich so einen Kopf zu verarbeiten, auch wenn ich es richtig finde, nicht nur die Filetstücke vom Tier zu essen. Erinnert hat er mich an mein erstes Weihnachten in Norwegen, dort begegnete mir als traditionelles Essen auf dem Teller ein längs halbierter Schafskopf, geräuchert und anschließend gekocht, mit Salatblatt im halben Maul verziert. Da musste ich mich dann doch überwinden, den zu essen, zumal ich auch gar nicht wusste, was davon eigentlich essbar war. Aber es schmeckt schon gut, das Fleisch am Kopf.

  10. Wie spannend! Ich muss allerdings zugeben, dass ich noch nicht ganz so weit bin auf meiner persönlichen „Wag dich ans ganze Tier“-Kampagne. Vor dem ganzen Kopf stehen noch Hirn und Zunge, jeweils einzeln. Aber dann …

  11. Respekt – das hätte nicht jeder übers Herz gebracht.
    Wobei so ein Kopf nunmal auch zum Tier dazugehört…
    Ich persönlich finde den Lammkopf gar nicht abstossend – aber das ist ja – wie immer – Geschmackssache.
    Auf jeden Fall: tolle Aktion.

  12. Über diese Dinge sollte viel mehr nachgedacht, gesprochen und gebloggt werden. Einen Schweinskopf hatte ich schon im Topf. Habe da keine Berührungsängste. Aber manchmal muss man erst drauf gebracht werden.

  13. Nachdem ich letztens beim Nose-To-Tail-Workshop während des Stadt-Land-Food-Festivals an forderster Front mitgemacht hatte, schreckt mich der Anblick ein bissl weniger. Ich glaube, ich würde, nachdem du es so mutig vorgemacht hast, ggf. auch einen Kopf verabeiten können/wollen. Nur wegen des Gehirns würde ich mir Sorgen machen. Was hast du damit angestellt? Kam das auch in die Suppe?
    Interessant wäre noch zu erfahren, was die typischen Lammkopf-Kunden eures Metzgers damit i.d.R. so anstellen.

  14. Die Augen waren schon in der Auslage nicht mehr im Kopf. Fand ich jetzt nicht so schlimm 🙂
    Gegrillte Köpfe am Spieß hab ich schon auch ergoogelt – aber an einem ist ja nur wirklich nicht soooo viel dran, wenn das Tier nicht mehr dahinter hängt.

  15. Zunge liebe ich ja (vor allem Kalbszunge), da habe ich jede Menge Rezepte im Blog. Und Hirn gab’s bei uns halt auch schon in meiner Kindheit zu Hause. Wobei ich bei den Innereien meine Liebe zu Nieren erst deutlich später entdeckt habe 😉

  16. Peggy, das habe ich oben im Rezept beschrieben: „Den Kopf öffnen (Hackebeil), das Hirn entnehmen, putzen und kleinschneiden.“ Auf dem Foto sieht man es (helle Teile) neben dem kleingeschnittenen Fleisch liegen, zusammen kam beides in die Suppe.
    Was die anderen Leute daraus machen – keine Ahnung. Der Metzger sitzt in München, wir im Bayerischen Wald.

  17. Vielen Dank für das Rezept! Nachdem ich ein halbes Lamm bestellt hatte und dann auch wirklich ein halbes Lamm (von Kopf bis Schwanz) bekam, war ich etwas ratlos, was ich Gutes aus dem Lammkopf zubereiten könnte. Die Suppe ist die perfekte Lösung!

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