Rezension: Kastenbrote. Unkompliziert backen – einfach im Kasten

Vom Ulmer-Verlag kam hier kürzlich überraschend ein Päckchen an, darin ein Rezensionsexemplar von Valesa Schells neuem Buch Kastenbrote. Unkompliziert backen – einfach im Kasten*. Rezensionen schreibe ich nur sehr selten, aber beim ersten Durchblättern sahen die Brote sehr  abwechslungsreich und verlockend aus, also habe ich die Herausforderung angenommen und mir gleich einige Rezepte zum Nachbacken vormerkt.

Backbuch Kastenbrote

Die Autorin, Valesa Schell, kennen sicher viele von ihrem Blog Brotbackliebe …und mehr, in dem sie neben Rezepten aus der Küche vor allem Brot- und Brötchenrezepte teilt, aber vielleicht auch von Rezepten aus dem Brot-Magazin. „Kastenbrote“ ist nach Der Brotbackkurs, All in one Brote und No knead Brote schon ihr viertes Buch zum Thema.

Das handliche Buch stellt auf 172 Seiten 60 Rezepte vor, die allesamt im Kasten oder im Brotbackrahmen gebacken werden. Das Konzept dahinter ist es, Brote einfach und mit möglichst wenig Aufwand zu backen, die aber dennoch durch den Einsatz von wenig Hefe, Lievito Madre oder Sauerteig und eine längere Gärdauer viel Geschmack versprechen. Daher gibt es hauptsächlich die Arbeitsschritte Kneten und Formen, dann kommt der Teig gleich zur Stückgare in die Backform. Eine sonst übliche Stockgare, sowie Dehn- und Faltschritte entfallen. Das Buch ist daher sehr gut für Brotbackanfänger geeignet, aber auch für Leute, die wenig Zeit zum Backen haben.

Den Rezepten vorgeschaltet ist ein relativ kurzer, praxisorientierter Grundlagenteil, bei dem die wichtigsten Handgriffe beim Backen mit Fotos illustriert werden. Mit Hilfe einer Tabelle lassen sich Teigmengen für die unterschiedlichen Kastenform-Größen berechnen.

Im Anschluss kommt der Rezeptteil, der sich in folgende Kapitel gliedert:

  • Rezepte mit Hefe
  • Rezepte mit Sauerteig
  • Rezepte mit Lievito Madre
  • Rezepte mit Vollkorn und Urkorn
  • Herzhaftes aus dem Kasten
  • Süßes aus dem Kasten

Jedes Rezept wird auf einer Doppelseite mit einem (wie ich finde sehr gelungenen und aussagekräftigen) Foto und dem klar gegliederten Rezept vorgestellt. Bis auf wenige Ausnahmen gibt es jeweils den Anschnitt zu sehen. Die Herstellungsweise ist immer die gleiche: nach evtl. benötigten Vorbereitungen wie Ansetzen eines Brüh- oder Kochstücks wird der Teig ohne Salz kurz gemischt, dann schließen sich 30 Minuten Fermentolyse an, anschließend wird der Teig unter Zugabe des Salzes ausgeknetet. Nun wird das Brot gleich geformt und in die Form gelegt, wo es fast immer bis zur Vollgare geht. Auch bei Backtemperatur und Backzeit stellt sich schnell Routine ein, da die Brote meist bei 250°C 10 Minuten angebacken und nach Reduktion auf 200°C fertiggebacken werden.

Auch wenn die Arbeitsschritte sich immer gleichen: die Brote sind von einer beeindruckenden Vielfalt, was durch die Unterschiedlichkeit der ververwendeten Mehle, der Schüssflüssigkeiten und der aromagebenden Zutaten wie etwa Saaten, Nüssen oder Flocken bedingt ist. Bei speziellen Mehlen werden oft Alternativen genannt.

Ein paar Worte zu den von mir ausprobierten Broten: die Rezepturen für die Teige haben gut funktioniert, die Brote haben uns ausnahmslos sehr gut geschmeckt. Womit ich nicht klarkam, war die angegebene Gehzeit. Ich habe deshalb Valesa kontaktiert, die sich die Diskrepanzen nicht erklären konnte, da die Temperaturen in unseren Küchen nicht sehr voneinander abwichen. Ich habe dann nachgefragt, ob Valesa vielleicht Biohefe verwendet. Tatsächlich tut sie das, während ich bei meinen Rezepten konventionelle Hefe nehme, da ich mit Biohefe schon Probleme hatte. Nach meinen Recherchen kommt es bei Biohefe auf die Frische an, auch  braucht sie etwas länger, um anzuspringen. Björn (Der Brotdoc) schrieb einmal „Bei sehr süßen und fettreichen Teigen hat sie auch ihre Schwierigkeiten und braucht recht lange, um solche Teige zu treiben.“ Auf ihrer Berichtigungsseite ist Valesa auch auf dieses Problem eingegangen.

Falls jemand Rezepte aus dem Buch nachbäckt: mich würde interessieren, welche Hefe Ihr verwendet und wie lange eure Brote gehen mussten. Nutzt zur Rückmeldung gerne die Kommentare.

Hafer-Box

Hafer-Box: saftiges, aromatisches Brot mit einem Kochstück aus gerösteten Haferflocken. Gehzeit bei mir 3 1/2 Stunden, angeben waren 6 Stunden bei Raumtemperatur.

Weizen-Schrot-Kruste

Weizen-Schrot-Kruste: Reines Vollkornbrot mit einem Brühstück aus Sonnenblumenkernen und Weizenschrot. Hier erschien mir die angegebene Kastenform (23×11 cm) für fast 1800 g Teiggewicht zu klein, ich habe das Brot in einer 1,5 kg-Blauglanz-Form (28×11 cm) gebacken. Die Gare war wie im Buch 4 Stunden.

Landbrot

Landbrot: sehr aromatisches und saftiges Brot mit einem Anteil von geröstetem Altbrot, das stelle ich im nächsten Blogbeitrag noch separat vor. Gehzeit waren hier 3 1/2 Stunden anstelle von 8 Stunden im Buch.

Rosinenstuten

Rosinenstuten: vollmundiges süßes Frühstücksbrot mit einem Kochstück und in Orangenlikör eingeweichten Rosinen. Den Stuten habe ich zweimal gebacken, da der erste verunglückte. Bei mir war die angegebene 1 kg Form zu klein, ich habe das Brot beim zweiten Mal in meiner 1,5 kg-Blauglanz-Form (28×11 cm) gebacken, da passte es perfekt. Es war das Brot, bei dem die Gare spektakulär vom Buch abwich: es ging hier nur 2 1/4 Stunden anstelle von 9-10 Stunden.

Landbrot und Rosinenstuten

auf diesem Foto sieht man den Größenvergleich: vorne das Landbrot mit der 1 kg-Form, dahinter den Rosinenstuten mit der 1,5 kg Form, den ich wegen der Höhe auf der zweituntersten Schiene backen musste.

Ruch-Pasta-Bax

Ruch-Pasta-Box: ein Mischbrot mit gekochten Nudeln im Teig, die in Buttermilch püriert werden, dazu kommt Ruchmehl, Semola und Champagnerroggenvollkornmehl. Das Brot bekommt zusätzlich ein Topping aus Cheddar. Ein sehr saftiges, wohlschmeckendes Brot für herzhaften Belag. Gehzeit etwa 3 Stunden, im Buch 8-9 Stunden.

Latte Macchiato-Kasten und Ruch-Pasta-Box

Links der Anschnitt der Ruch-Pasta-Box, rechts Schneller Latte Macchiato-Kasten: ein Mischbrot mit Kaffee und Milch als Schüttflüssigkeit, zusätzlich kommt etwas Kakao in den Teig. Hier war ich sehr auf den Geschmack gespannt: das Brot ist aromatisch, aber doch ausgewogen, mir schmeckt es sowohl mit Käse als auch mit süßem Belag. Gehzeit war etwa 3 Stunden, im Buch sind 4 Stunden angegeben.
Beide Brote gehen sehr hoch auf, ich habe sie auf der zweituntersten Schiene gebacken.

Hier könnt Ihr einen Blick ins Buch werfen. Hier findet Ihr die Liste mit Berichtigungen von Fehlern im Buch.

Valesa Schell
Kastenbrote. Unkompliziert backen – einfach im Kasten
172 Seiten, 113 Farbfotos
Ulmer Verlag 2023

ISBN 978-3-8186-1757-8

 

 

*Der Beitrag enthält Werbung. Das Buch wurde mir vom Ulmer-Verlag kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Rezension spiegelt meine eigene, unbeeinflusste Meinung wider.

9 Antworten auf „Rezension: Kastenbrote. Unkompliziert backen – einfach im Kasten“

  1. Ach guck, jetzt tauschen wir mal Rollen – ich glaube, du hast mich zum Kauf animiert, es klingt nämlich, als ob dieses Buch meinen derzeitigen Backgewohnheiten sehr entgegen käme.

  2. das Problem mit Biohefe kenne ich auch! Bei mir hat es eine Weile gedauert, bis ich drauf kam.
    Ich nehme nur noch konventionelle Hefe – dafür sehr wenig – weil Biohefe wohl sehr zickig ist was Haltbarkeit und Kühlschranktemperatur betrifft.

    1. Danke für die Bestätigung! Mir war das unterschiedliche Gehverhalten am extremsten beim Rosinenstuten aufgefallen (2 1/4 zu 9-10 Stunden und das zweifach getestet). Das konnte einfach kein Fehler beim Arbeiten sein…

  3. Also bei mir hat das Landbrot mit konventioneller Hefe auch 3 1/2 Stunden gebraucht.
    Zum Glück hatte ich deinen Hinweis vorher gelesen, sodass ich das mit einplanen konnte 🙂

  4. Und wieder was gelernt – mir ist neulich auch ein Brot missglückt – ich hatte Biohefe verwendet. Danke für die Erleuchtung, ich hatte lange gegrübelt an was es gelegen haben könnte.

  5. So, ich habe gekauft und gebacken. Die Art zu backen kommt mir gerade sehr entgegen, danke also für den Tip :-).
    Ich verwende konventionelle Hefe und auch bei mir sind die Gehzeiten wesentlich kürzer: ich hae das Joghurtbrot (Joghi) gebacken, der Teig brauchte 3 Stunden. Meine Küche hatte allerdings nicht die Zimmertemperatur von 22 °C, es waren unter 20. Und gerade ist das französiche Bauernbrot im Ofen, da war der Teig nach 2 Stunden bereit für den Ofen – inzwischen ist es etwas wärmer in der Küche.

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