Tadschikisches Naan – Tajik Non

Bei meiner Recherche zu afghanischem Essen bin ich irgendwann bei dekorativen Fladenbroten gelandet, die aus den an Afghanistan angrenzenden Ländern Tadschikistan und Usbekistan stammen. In beiden Ländern hat Brot einen sehr hohen Stellenwert und wird praktisch zu jeder Mahlzeit gegessen. Brot gilt als heilig und wird nie mit dem Messer geschnitten, sondern immer gebrochen. Außerdem darf man es nicht mit der Oberseite nach unten hinlegen, das gilt als respektlos und soll Unglück bringen.

Es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Broten, die sich je nach Region unterscheiden. Die Brote werden grundsätzlich in Tandooröfen (Tandyr, Tandyr Nan) gebacken, indem sie dort an die Wand geklatscht werden – es ist absolut lohnend, sich das einmal in einem Video anzuschauen, so wie hier beim kompakten, glänzenden Samarkand-Brot aus Usbekistan, was in riesiger Stückzahl in Handarbeit hergestellt und gebacken wird – das ist teilweise Schwerstarbeit.

Eher weich sind dagegen die usbekischen Lepyoschkas (Obi-non). Die Brote haben meist einen wulstigen Rand (der oft auch mit einem Muster verziert ist) und eine flachgedrückte Mitte. Damit diese beim Backen nicht aufgeht, wird das Innere mit einem Brotstempel (Chekich) bearbeitet. Wie Ihr vielleicht gemerkt habt, haben mich diese Brote und ihre Herstellung richtiggehend fasziniert 🙂

Tajik Naan

Auf dem Youtube-Channel von My Dastarkhwan, der afghanische Rezepte vorstellt, habe ich dann auch ein Tajik Naan entdeckt, was ich kurz entschlossen sofort gebacken und zu Borani Banjan, dem afghanischen Auberginen-Schmorgericht serviert habe.

Tajik Naan Making of

Das Brot ist von der Rezeptur her reichhaltiger: Zu einer Mischung von Weizenmehl und Weizenvollkornmehl kommt neben Wasser, Salz und Hefe auch Joghurt und etwas Öl. Bei diesem Rezept habe ich übrigens die Wassermenge deutlich reduziert. Ich habe nach dem Ansehen diverser einschlägiger Videos nämlich festgestellt, dass man sich an die Mengenangaben (falls überhaupt vorhanden) nicht sklavisch halten sollte: oft wird weichen Teigen einfach noch lange Mehl hinzugefügt, bis der Teig die richtige Konsistenz hat. Abgewogen wird sowieso nichts, sondern mit Hohlmaßen oder auch nur nach Augenmaß und Gefühl abgemessen.

Auch das Tajik Naan hat einen ausgeprägten Rand und eine verzierte Mitte, die beim Backen möglichst flach bleiben sollte. Ich habe beim Stempeln einen Brötchendrücker verwendet und bei späteren Broten dann noch mit einer Gabel nachgearbeitet (siehe Foto ganz oben).

Tajik Naan vor dem Backen

Die Naans fertig zum Backen. Zu lange sollten die Brote übrigens nicht im Ofen bleiben, die Kruste soll weich bleiben. Aufbewahrt werden sie deshalb am besten in Tüchern oder Plastiktüten, wobei sie frisch aus dem Ofen am besten schmecken.

Tajik Naan angebrochen

Das Tajik Non im Anbruch offenbart unter der relativ weichen Kruste eine zarte Krume. Das Brot ist ausgezeichnet geeignet zum Aufnehmen von saucigen Gerichten wie etwa Curries. Man verspeist es aber auch zum Frühstück mit einer Tasse Grüntee, evtl. auch mit Butter und Honig oder Konfitüre.

========== REZKONV-Rezept – RezkonvSuite v1.4
Titel: Tadschikisches Naan – Tajik Non
Kategorien: Brot, Fladenbrot
Menge: 4 Brote

Zutaten

375 Gramm Weizenmehl (P: Type 550)
225 Gramm Vollkornweizenmehl (P: Ruchmehl*)
200 ml Wasser
225 Gramm Joghurt (P: mein sahniger)
6 Gramm Frischhefe
1 Teel. Zucker
35 Gramm Olivenöl
12 Gramm Salz
Schwarzer Sesam oder Nigella; zum Bestreuen

Quelle

My Dastarkhwan bei
Youtube**
Erfasst *RK* 13.02.2023 von
Petra Holzapfel

Zubereitung

Die angegebenen Zutaten von Hand zu einem Teig vermischen (P: ich habe die Küchenmaschine benützt) und anschließend auf bemehlter Fläche von Hand zu Ende kneten, dabei immer wieder stretchen und zusammenfalten. Der Teig sollte elastisch und weich, aber nicht sehr klebrig sein.

Den Teig in eine geölte Schüssel legen, und zugedeckt 2 Stunden gehen lassen.

Den Teig auf die bemehlte Arbeitsfläche geben, flach drücken und in 4 Viertel schneiden (P: 4 Stücke à etwa 270 g).

Die Stücke zu Bällen abdrehen und abgedeckt 5 Minuten ruhen lassen.

Jeden Teigling auf Backpapier zun einer Scheibe auseinanderdrücken (P: Durchmesser etwa 18 cm), dabei den Rand etwas dicker lassen, die Innenfläche flach drücken.

Für ein schönes Muster mit der vorderen Kante eines Esslöffels (Wölbung zeigt nach oben) am inneren Rand des Wulstes entlang dicht an dicht Einkerbungen anbringen. In die Mitte mit einem Stempel (Chekich) oder einer Gabel ein beliebiges Muster eindrücken (in der Videovorlage eine Art Blüte). Für ein weiteres Muster den Teig im Bereich zwischen den Einkerbungen und dem mittigen Muster rundum in kleineren Abständen mit zwei Fingern zusammenkneifen (hier etwa 13 mal).

Den Teigling mit Wasser besprühen. In die Mitte der Blüte und auf die Einkerbungen schwarze Sesamkörner aufstreuen.

Jeweils 2 Teiglinge auf ein Backblech legen und im auf 180°C vorgeheizten Backofen 20-25 Minuten goldbraun backen.

Die Brote direkt nach dem Backen mit etwas Wasser besprühen.

Die Brote in Plastikfolie oder ein Tuch eingewickelt aufbewahren, sie sollen weich bleiben.

Das Brot hat eine weiche Kruste und lässt sich gut auseinanderreißen.

Anmerkung Petra: dekoratives Fladenbrot, dass sich sehr gut zum Auftunken von saucigen Gerichten eignet. Ich habe es zu Borani Banjan gebacken, schmeckte super.

**Videovorlage: https://www.youtube.com/watch?v=PZ6SFt1TypM

*Ich hatte kein Vollkornmehl mehr im Vorrat und daher Ruchmehl genommen. Man kann aber genausogut nur helles Mehl verwenden.

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8 Antworten auf „Tadschikisches Naan – Tajik Non“

  1. Bei mir in der Nähe ist eine afghanische Bäckerei, wo die Brotfladen mit einem Kissen an die Innenseite des Tandoori-Ofens geklatscht werden. Es ist immer wieder erstaunlich, den jungen Männern bei der Arbeit zuzuschauen. Die sind mit einer Ernsthaftigkeit am Werk, die ich jetzt verstehe, weil du schreibst, dass Brot heilig ist.

    1. Danke Ulrike – die Originale sind oft wahre Kunstwerke! Ich habe jetzt einen Original-Brotstempel über Etsy bestellt, mal sehen, ob und wann er den Weg von Taschkent hierher findet 😉

  2. Das werde ich unbedingt ausprobieren. Liebe Petra vielen Dank für die wunderbaren Erinnerungen die Du damit bei mir geweckt hast. Wir waren zu unserem 40. Hochzeitstag in Uzbekistan und Turkmenistan auf einer Kulturreise. Die Herstellung dieser Brote haben mich ungemein fasziniert.

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