Am letzten Freitag Abend habe habe ich nach Rezepten für Lütticher Waffeln gesucht. Dabei bin ich auf diesen Chefkoch-Thread gestoßen, in dem der Begriff Aachener Poschweck auftauchte, ein mit Würfelzucker gebackenes süßes Brot.
Neugierig geworden, habe ich nach weitere Informationen geforscht. Ausgesprochen interessant fand ich die Geschichte dieses erstmals 1547 erwähnten Brotes, das die Aachener Bäcker ursprünglich ihren Stammkunden als kostenloses Ostergeschenk überreichten. In der späteren Zeit kam es sogar zu einer "Poschweck-Revolution", als die Bäcker versuchten, sich von diesem Brauch zu befreien – nachzulesen bei Wikipedia.
Als klar war, dass es sich hierbei um ein traditionelles Ostergebäck handelt, gab es nur eine logische Konsequenz: nachbacken und zwar sofort 🙂
Ein als "Original" bezeichnetes Rezept findet man bei Chefkoch und an diversen weiteren Stellen, so auch auf der Webseite der Stadt Aachen. Ich habe mich an diesem Rezept orientiert und daraus zwei Laibe gebacken. Natürlich könnte man versuchen, aus dem Brot durch einen Vorteig noch etwas mehr Aroma herauszukitzeln – ich wollte es aber gleich zum Wochenende auf dem Frühstückstisch haben. Poschwecken findet man laut Bildersuche zwar auch in runder Form, meist sind sie aber länglich mit drei parallelen Einschnitten, so wie ich sie gebacken habe.
Den besonderen Reiz dieses Brotes macht der Würfelzucker aus, der zwar im Inneren zum
großen Teil schmilzt, vor allem am Rand des Brotes aber zu knusprigen
"Zuckerinselchen" karamellisiert.
Erstaunlicherweise isst der Aachener angeblich gerne Leberwurst oder belgische Pasteten auf diesem süßen Brot – ich habe es bisher aber lieber bei Konfitüre belassen 😉
Für den Poschweck benötigt man 2 Eigelb, für das Eiweiß muss man sich eine andere Verwendung suchen. Damit qualifiziert sich das Rezept für den Blog-Event Getrennte Wege, der von Luna's Philosophy veranstaltet wird. Eine nette Idee, wie ich finde, die bestimmt viele Möglichkeiten zur Nutzung überschüssigen Eigelbs oder Eiweißes aufzeigen wird.
Mehr von mir gebackenes Ostergebäck:
- Colomba di Pasqua – Ostertaube
- Hot Cross Buns
- Süßes Osterlamm (engl.) (deutsch)
- Fruchtiger Osterzopf
- Schwedischer Osterzopf mit Mandeln
- Sizilianische Osterbrötchen – Pani di cena
- Osterpinze (engl.) (deutsch)
- Colomba di Pasqua II – Ostertaube
========== | REZKONV-Rezept – RezkonvSuite v1.4 |
Titel: | Aachener Poschweck |
Kategorien: | Kuchen, Brot, Ostern |
Menge: | 1 Brot |
Zutaten
40 | Gramm | Frische Hefe | |
250 | ml | Lauwarme Milch | |
2 | Essl. | Zucker | |
H | UND | ||
500 | Gramm | Mehl | |
150 | Gramm | Butter | |
2 | Eigelb | ||
1 | Pack. | Vanillezucker | |
1 | Teel. | Salz | |
125 | Gramm | Rosinen | |
125 | Gramm | Grob gehackte Mandeln* | |
125 | Gramm | Würfelzucker | |
H | ZUM BESTREICHEN | ||
1 | Ei | ||
1 | Essl. | Zucker | |
1 | Prise | Salz |
Quelle
modifiziert nach | |
Thomas-Langens.de |
Erfasst *RK* 15.03.2013 von | |
Petra Holzapfel |
Zubereitung
Hefe mit lauwarmer Milch und Zucker vermischen und 15 Minuten gehen lassen.
Das Mehl in die Schüssel der Küchenmaschine geben, Eigelb, Vanillezucker und die Hefemilch zugeben und bei niedriger Geschwindigkeit verkneten, dann die Butter in Flöckchen zugeben, anschließend das Salz einrieseln lassen. Auf Stufe 2 etwa 6-8 Minuten kneten, bis ein glatter Teig entstanden ist. Diesen abgedeckt 15 Minuten ruhen lassen, dann von Hand die Rosinen unn Mandeln, ganz zum Schluss den Würfelzucker unterkneten.
Den Teig in 2 Hälften teilen und jede zu einem länglichen Laib formen, diese auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech setzen.
Den Backofen auf 175°C vorheizen
Das Ei mit Zucker und Salz verrühren und die Laibe damit bestreichen. In jeden Laib der Länge nach drei Einschnitte machen. Die Poschwecken abgedeckt 20 Minuten gehen lassen.
Das Blech in den Backofen schieben und die Wecken etwa 40-45 Minuten backen, bis die Oberfläche goldbraun ist (Klopfprobe).
Am besten schmeckt der Poschweck in dicke Scheiben geschnitten und mit kalter Butter bestrichen.
Anmerkung Petra: traditionelles Osterbrot aus Aachen mit interessanter Geschichte. Den besonderen Reiz dieses Brotes macht der Würfelzucker aus, der zwar im Inneren zum großen Teil schmilzt, vor allem am Rand des Brotes aber zu knusprigen "Zuckerinselchen" karamellisiert.
*ich hatte nur noch einen Rest von 100 g gestiftelten Mandeln. Man kann auch grob gehackte geröstete Haselnüsse verwenden und nach Belieben 50 g Orangeat/Zitronat in den Teig einkneten.
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Interessante Idee mit dem Würfelzucker und auch optisch ein Hingucker – das Rezept schnappe ich mir doch gleich mal für Ostern! 🙂
Zuckerstücke im süßen Brot kenne ich auch vom Rheinländischen Zuckerplatz oder auch vom Streuselblatz. Ich liebe ja diese süßen, klebrigen Inseln im Teig, an denen der Zucker geschmolzen ist. Wenn man ihn mit groben Hagelzucker anstelle Zuckerstücke bäckt, bleibt der Zucker als Stück erhalten. Aber ich mag den geschmolzenen Zucker gerne! Und jetzt habe ich Lust auf Streuselblatz, obwohl ich doch gerade erst gefrühstückt habe…
Suchst du noch nach einem Lütticher Waffel-Rezept? Dann werfe ich mal meines in den Ring: http://www.hefe-und-mehr.de/2009/08/gaufres-de-lige-ltticher-waffeln/
Ja, der Aachener oder besser gesagt, die Aachenerin, isst Poschweck gerne mit Aachener Leberwurst. Auch ein guter roher Schinken schmeckt sehr gut. Bisher habe ich Poschweck immer bei meinem Lieblingsbäcker gekauft. Aber ich muss sagen, dass das Foto dem Original ziemlich nahe kommt. Ich sollte es vielleicht doch mal selbst probieren.
Gruß aus Aachen,
Susanne.
Ich bin zwar kein Öcher, aber vom Niederrhein – und es ist hier durchaus üblich Rosinenbrot herzhaft zu kombinieren, z.B. auch mit Schinkenwurst. Hab ich als Kind damals im Krankenhaus (Blinddarm) zum Frühstück bekommen – was habe ich mir Marmelade gewünscht! 🙂
Liebe Grüße,
Astrid
Das muss ich mal probieren, löst sich der Zucker auf? Sieht auf dem Bild nicht so aus, aber sicherlich ist er weich. ER, als Rosinen-Liebhaber, wird sich freuen 🙂
Ich habs ja geschrieben: im Inneren merkt man fast nichts von den Zuckerstückchen, in der Kruste bleiben allerdings schon knusprige Stellen.
Ahja. Es gibt ja durchaus die Verbindung pikant süß, z.B. Cumberlandsauce zu Pasteten – vielleicht ist es bei süßem Brot auch einfach einen Versuch wert 😉
Danke für den Hinweis von jemand an der Quelle 🙂
Danke für die interessanten Hinweise! Blatz klingt für mich (Ursprung Schwaben) ja immer nach etwas Flachem 😉 Dein streuselblatz hört sich klasse na. Ich habe schon mal ein Friesisches Zuckerbrot gebacken (unverbloggt), war da aber enttäuscht, weil sich der Zucker komplett auflöste. Inzwischen habe ich noch eine andere Vorgehensweise gefunden, muss ich nochmal probieren.
Zu den Lütticher Waffeln: ausprobiert habe ich schon dieses Rezept
http://www.lottieanddoof.com/2013/01/liege-waffles/
Die sind nicht sehr süß und ziemlich luftig, da sehr eierlastig. Außer Eiern und Butter kommt da keine Flüssigkeit ans Mehl. Nicht schlecht, ich stelle sie mir aber etwas anders vor. Dein Rezept nehme ich gerne mit!
Die Poschwecken sind auch ganz schnell gemacht, praktisch 🙂 Liebe Grüße in den kalten, weißen? Norden!
Liebe Petra,
der Poschweck ist für mich ein Heimwehbrot… bin an der Stadtgrenze zu Aachen aufgewachsen und der Poschweck war für uns immer etwas ganz Besonderes: wurde kurz vor Ostern bei einem Einkaufsbummel in Aachen gekauft… ich habe ihn in der Vergangenheit immer bei Nobis bestellt… und jetzt kommst Du kurz vor Ostern mit diesem tollen Rezept – DANKEEEEEEEEEEE!!!
Werde ich sofort ausprobieren, wenn ich Würfelzucker gekauft habe. Und gegessen wird er mit Leberwurst oder geräuchertem Schinken oder Butter – das Schmatzen wirst Du bis in den Bayerischen Wald hören…
Ganz herzlichen Dank und frohe Ostern
Monika
Da bin ich ja auf dein fachkundiges Urteil seeeehr gespannt! Fröhliches Backen 🙂
Das sieht doch auch schon wieder soooo lecker aus. Poschweck kannte ich bis jetzt noch nicht, erinnert aber wegen des eingebackenen Zuckers tatsächlich ein bisschen an die Lütticher Waffeln mit Perlzucker. Mein ultimatives Lütticher Waffelrezept ist übrigens dieses hier: http://www.backfreaks.de/node/504.
Hallo Petra. Vielen Dank für deinen Beitrag, da hab ich mich sehr drüber gefreut. Ich habe zwar ein Jahr lang als Studentin in Aachen gelebt, aber Leberwurst auf der süßen Stulle ist mir zum Glück erspart geblieben. Mir schmeckt so ein Weck am Besten pur.
Liebe Grüße von der Luna
Die Leberwurst darauf ist für Zugroaste sicher gewöhnungsbedüftig. Die Wecken mit Butter sind aber wirklich fein. Gut, dass ich sie so passend vor Ostern entdeckt habe 🙂
Danke, Rezept ist gespeichert – da kann/darf/muss ich ja ganz schön oft Waffeln testen 🙂
Hallo Petra,
die Aachener Leberwurst ist aber auch etwas besonderes. Es gibt natürlich viele Rezepte, aber im Original ist es immer eine ganz feine Leberwurst, die Honig, zu Weihnachten auch Sahne enthält. Meistens ist noch ein Hauch Anis dabei, manchmal auch Preiselbeeren. Insofern passt sie sehr gut zu dem Poschweck (hier merkt man die Grenznähe: frz. paques; ndl. pasen für Ostern). Ich esse den Poschweck gerne mit Leberwurst, mein Mann (ein Zugezogener) und die Kinder bevorzugen Marmelade.
LG Tina
Will auch nochmal bekräftigen, dass Dein Poschweck wirklich ausschaut wie das Original, perfekt! Für mich gehört er seit ich denken kann zum Osterfrühstück dazu. Einfach nur dick Butter drauf, reicht mir aber auch vollkommen.
Ist ja super, was ich hier lerne. Vielen Dank! Sobald ich Gelegenheit habe, probiere ich es aus, versprochen!
Danke, das freut mich! Ist ja immer etwas schwierig, ein Rezept zu beurteilen, wenn man das Original nicht kennt.
Jetzt bekomm eich so richtig Heimweh nach Aachen, Poschweck und Aachener Leberwurst sind in der Tat feine Dinge, auch wenn ich sie nicht miteinander kombinieren muss. Gottseidank sind wir nicht so weit weg gezogen, dass sich ein Trip nach Aachen nicht jederzeit realisieren ließe. Danke für die Inspiration! 🙂
Für uns ists leider etwas weiter, eine Vor-Ort-Verkostung hätte sicher auch was 🙂
Rosinen und Leberwurst finde ich (aufgewachsen im Ruhrgebiet, eine Weile in Lippe gearbeitet) auch nicht sooo ungewöhnlich. Den Lippischen Pickert, einen Hefepfannkuchen mit Rosinen und Kartoffeln, kann man wahlweise auch mit Lippischer Leberwurst oder mit Apfelmus bzw. Rübenkraut essen. Da ich gerade ein Glas Lippischer Leberwurst im Kühlschrank habe, könnte ich am Wochenende eigentlich mal ausprobieren, Deinen Poschweck zu backen 😉
Mein Sauerländer Mann hat belgische Pastete besorgt und damit heute eine Probescheibe Poschweck belegt. Sein Kommentar: kann man, muss man aber nicht. Eher nicht. 😉
Nachdem mein erster Versuch fuer einen „Weck“ (wie hier das Weissbrot heisst) nicht gelungen habe, habe ich das den Baeckern ueberlassen. Aber dein Poschweck sah wirklich sehr gelungen aus, so dass ich es dieses Jahr nochmal probiert habe. Und er ist geglueckt und wirklich lecker geworden, sehr gutes Rezept.
Nur der Zucker aussen ist bei mir leider gar nicht geschmolzen, sondern war noch am Stueck. Innen dagegen war er schoen leicht zerlaufen wie es sein muss.
Freut mich, dass der Weck gelungen ist! Zum Zucker habe ich leider keine Erklärung…
Danke für das Rezept aus meiner Heimat, sieht dem Original sehr ähnlich ! Manchmal wird der Poschweck mit Orangeat- und Zitronatstückchen gebacken. Bei den öcher Bäckern gibt es beide Varianten zu kaufen, je nach Bäcker mit oder ohne. Nächstes Jahr probiere ich das Rezept aus, dieses Jahr habe ich echten importiert.
Danke für die Info – und gutes Gelingen im nächsten Jahr!
Ich habe das Aachener Poschweck Rezept leider erst am Ostersamstag (d.h. eine Woche nach Ostern) gefunden – aber fuer’s naechste Jahr notiert 😉
Ich habe die ersten Jahre meines Lebens in Juelich verbracht, und bin dann ins Unterland (an den Neckar) umgezogen worden. Meine Schulkameraden dort „unten“ haben sich immer sehr darueber gewundert, dass ich Rosinenstuten am liebsten mit Kaese drauf gegessen habe, statt dem im Sueden ueblichen „Gsaelz“ (Marmelade).
Gsälz kenn ich, komme ja schließlich aus Tübingen 😉
Ich bin dann wohl auch Aachenerin. So ein schönes süßes Brot (ich meine, die Zuckerstückchen krachen zu hören, wenn ich nur daran denke) mit grober Leberwurst oder auch gut, mit Käse und Rübenkraut, das ist für mich ein Stück rheinisch-heimatliche Esskultur.
Jutta, kriegst du! Nächstes Ostern kommt bestimmt 🙂
5 Jahre später und ich habe es endlich auch wirklich mal nachgebacken. Lecker war es, wenn es auch nicht ganz so schön aussah wie deines. Vielleicht lag es daran, dass ich nur ein halbes Rezept gemacht habe, was für uns 3 auch locker gereicht hat. Aber auf jeden Fall kommt das Rezept für das nächste mal wenn spontan Besuch auftaucht in den Rezepteordner.