Von meinem Bruder bin ich vor einiger Zeit auf eine interessante Neueröffnung des letzten Jahres hingewiesen worden:
Eataly in Turin, der "erste Food-Megastore der Welt", der eine riesige Palette hochwertiger Nahrungsmittel nach dem Prinzip der Slow Food-Bewegung anbietet.
Nachdem das Wetter im Tessin letzte Woche weiterhin gut und wir einigermaßen erholt und ausgeruht waren, entschlossen wir uns am Mittwoch zu einem etwas größeren Ausflug in die Hauptstadt des Piemont. Auf der Hinfahrt ging es zuerst gemütlich am Westufer des Lago Maggiore entlang, um dann bei Intra/Verbania auf die Autobahn zu stoßen. Während der Fahrt durch die landschaftlich eher langweilige Po-Ebene boten die in der Sonne liegenden schneebedeckten Walliser Alpen mit Monte Rosa und Matterhorn einen prachtvollen Anblick.
Nach etwa 3 1/2 Stunden Fahrt (und einigen Fehlleistungen unseres
Navigationssystems) kamen wir dennoch frohgelaunt im Eataly an, das
sich in der alten Wermutfabrik Carpano befindet. Benachbart ist der Lingotto-Komplex, die ehemaligen weltgrößte Autofabrik, die Fiat gehörte und heute u.a. ein großes Einkaufszentrum (8 Gallery) beherbergt.
Wie man sieht, können Frani, Helmut und Kochfrosch Kathi kaum erwarten, den Wagen zu füllen 😉 Im Hintergrund die Bücherei, zu der Apple 10 Computer zur freien Bedienung beisteuerte.
An jeder Ecke gibt es etwas zu bestaunen. Hier der Edelschinken von Joselito Bellota – ich habe noch nie teuereren gesehen. Leider gab’s keine Gratis-Häppchen zum Probieren 🙁
Eataly ist aufgeteilt in verschiedene Themenbereiche, die jeweils kleine Restorantini besitzen (Fisch, Fleisch, Gemüse, Pizza, Pasta, Wurst und Käse, Bierbar, Eis, Café), in denen man eine Auswahl der angebotenen Speisen probieren kann. Daneben finden hier Vorträge und Kochkurse statt.
Die Fleischabteilung bietet ausgezeichnetes Fleisch der piemontesischen Rinderrasse La Granda.
Wir haben im Il Carne gegessen: im Foto die von mir gewählte "La Tagliata" – das Fleisch schmolz förmlich auf der Zunge. Sämtliche Fleischschnitte gab es auch vakuumverpackt zum Mitnehmen. So wanderten nach diesem erfolgreich absolviertem Testessen gleich 2 Bistecche in den Einkaufswagen, die Helmut gestern Abend nach diesem Rezept grillte, dazu gab’s Peperonata und winzige Rosmarinkartöffelchen vom Markt in Bellinzona – ein Hochgenuss und ein würdiger Abschluss des Osterurlaubs! Wer nicht auf blutiges Fleisch steht, probiert eben das Bollito oder etwas anderes….
Die Käse-Abteilung machte einem klar, was einem an einer "normalen" Supermarkt-Theke alles entgeht…
Ich bilde mir ja schon ein, qualitativ guten Tunfisch zu verwenden. Dieser hier spielt allerdings (auch preislich…) in einer ganz anderen Klasse, er stammt von Fischen mit einem Gewicht über 200 kg.
In der Markthalle gibt es frisches Gemüse und Obst, hier verschiedene Salate.
Vor diesem Regal schlägt das Herz des Hobbybäckers höher: in den Säckchen befinden sich lauter steingemahlene Mehle aus Bio-Anbau. Mit durften u.a. Kamut und ein Farina di grano tenero tipo 1. In der angeschlossenen Bäckerei wird übrigens auch nur steingemahlenes Bio-Mehl verarbeitet und in Steinbacköfen gebacken.
Dosentomaten (San Marzano der Azienda Terra, Amore e Fantasia) in neckischer Aufmachung…
Daneben Tausende von Nudeln, Gläser mit Nudelsaucen, mit Eingelegtem und Eingemachtem in Süß und pikant wie auch dieses
Tonno di Coniglio (eingekochtes Kaninchen vom Coniglio grigio di Carmagnola)
Daneben natürlich Weine, Biere aus aller Herren Länder, Süßigkeiten, Rohmilch für 1 Euro/Liter aus dem Automaten und vieles, vieles mehr.
Einen kleinen Einblick in’s Eataly gibt auch dieses leider nicht sehr scharfe Video.
In solch einem Geschäft vergeht die Zeit wie im Flug. Schwer bepackt (und leider ohne alles genau inspiziert zu haben) verließen wir das Gebäude, um auch noch einen kleinen Blick in die Innenstadt zu werfen. Ohne Stadtplan landeten wir auf dem Parking Piazza Bodoni und wie durch ein Wunder von da auch mit guter Spürnase (immer den größten Menschenmengen nach) in der Innenstadt.
Auch dort finden sich die piemontesischen Leckereien,
wenn auch in wesentlich kleinerem Stil.
Daneben kann sich der Modebewusste bei Armani, Hermès & Co. einkleiden – sofern er das nötige Kleingeld mitbringt.
Herrlich altmodische Eiscafés mit Fliege-tragenden Kellnern im schwarzen Anzug, aber auch schicke neue Gelaterie sowie Cafés und Restaurants ließen uns bedauern, dass wir nicht länger bleiben konnten.
Auch diese Torten mit reichem Nuss-Belag wurden nur durch’s Schaufenster bestaunt.
Für den Rückweg wählte der Fahrer jetzt die längere, aber schnellere und bequemere Autobahnroute über Mailand und Como, was dennoch 3 Stunden dauerte.
Fazit: ein toller Ausflug, den man aber bei dieser langen Anreise für ungeschmälerten Genuss unbedingt auf 2-3 Tage ausdehnen sollte. Anzuschauen gibt es nämlich noch reichlich!
Eataly
Via Nizza, 230/14
(gegenüber der "8 Gallery")
Turin Lingotto
Parkplätze auf dem Nachbargrundstück
Wie genial! Danke für diesen tollen Bericht – super Fotos! Da muss ich auchun-be-dingt mal hin… *sabber*.
Danke für den schönen Bericht. Das ist ja fast wie Urlaub machen, nur dass ich leider nicht selber dort einkaufen kann!
Liebe Grüße und ich freue mich schon auf neue Köstlichkeiten bei euch
Schöön! Da habt Ihr ja einen tollen Tagesausflug gemacht, Turin ist wohl echt eine Feinschmecker-Metropole… und auch sonst sehenswert.
Danke fürs Mitnehmen! 🙂
Schöner Bericht und genialer Tipp für einen Abstecher auf meiner nächsten Italienreise, vielen Dank.
Da kommt man ja aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Vielen Dank für die Mitnahme in dieses tolle Schlaraffenland.
Da dürfte ich gar nicht reingehen, weil bettelarm danach. Tolle Eindrücke.
Grandioses Schlaraffenland. Das spricht für die Esskultur eines Landes. Bei uns wäre ein derartiger Markt in kurzer Zeit pleite.
Die haben jetzt auch eine Filiale in NY………
Turin ist eh eine nette Stadt, ich hoffe, Ihr habt das genossen, und ward nicht nur im Supermarkt?!….
Wenn ich Wahl hätte zwischen Museum und Eataly, ich würde glatt den Fresstempel nehmen. Dein Bericht ist derart verführerisch, ich könnte mich sofort in den Flieger setzen und hindüsen.
Seit ich letzte Woche im Fernsehen einen Beitrag über das Eataly gesehen habe, bin ich total angefixt. Jetzt hier einen Bericht zu lesen, passt wie die Faust aufs Auge. Auf der Biennale soll darüber sogar ein Film von Michael Ballhaus gelaufen sein. Vielen Dank fürs Teilhabenlassen.
uau… paradies… leider etwas teuer! trotzdem danke für den bericht und für die tollen fotos 🙂
Deine Urlaubsberichte sind immer wie ein kleiner Urlaub für mich, und dann noch Italien. Danke für die Berichte und Fotos. Gruß Katja
Kamutbrot mit Dinkel und Haferflocken
Bei unserem Besuch im Eataly in Turin hatte ich einen Beutel mit Kamut-Mehl mitgenommen (siehe dazu auch Lebensmittellexikon bzw. Wikipedia). Beim Brotrezept habe ich meiner Phantasie freien Lauf gelassen und neben der Hauptzutat Kamut noch eine kleine…
Heeeeey da war ich auch mal 😀